Im Herbst oder Spätherbst kann es immer wieder vorkommen, dass Igel krank oder schwach aufgefunden werden. Jemand, der sich mit Igeln nicht auskennt, kann nicht wissen was in diesem Fall zu tun ist. Woran ist denn überhaupt zu erkennen, dass ein Igel Hilfe braucht? Im Zweifel ist es dann immer besser, man benachrichtigt eine sogenannte Igelstation. Denn es gibt viel zu beachten und auch der Gesetzgeber schützt den Igel in besonderem Maße, sodass einiges auch gar nicht erlaubt ist und mit erheblichem Bußgeld geahndet wird. 

 

Der hilfsbedürftige Igel muss die Ausnahme sein. Die Regel ist ein wildlebender Igel, der gesund und fortpflanzungsfähig ist. Das erreicht die Natur durch die natürliche Auslese. Zu schwache Tiere mit unverhältnismäßig hohen Aufwand am Leben zu erhalten sollte nicht angestrebt werden.

Was ist eine Igelstation und warum sind sie so wichtig?

Wildtiere sind in unserer modernen Welt leider sehr vielen Gefahren ausgesetzt. Landschaften werden durch Straßen zerschnitten und werden bebaut, in der Landwirtschaft wird die Arbeit mit Maschinen wie beispielsweise dem Mähdräscher verrichtet, ohne auf Wildtiere Rücksicht nehmen zu können und nicht zuletzt werden massig Pestizide und Insektizide eingesetzt, die die natürliche Nahrung der Igel stark reduzieren.

Igel werden verletzt, angefahren oder überfahren und finden keine Nahrung da die Insekten vernichtet wurden. Körperliche Schwäche trägt dann dazu bei, dass das Immunsystem der Igel nicht stabil genug ist und sie gegen Krankheiten und Parasiten nicht genug Abwehr haben.

In einer Igelstation werden kranke, verletzte sowie untergewichtige Igel medizinisch versorgt und aufgepäppelt. Ist ein Igel zu leicht um es alleine über den Winter zu schaffen, nehmen Igelstation das Tier auf um es in einem Gehege überwintern zu lassen.

Es gibt ein Netzwerk für Igelhilfe, das der Verein Pro Igel e.V. in Deutschland koordiniert. Es ist ein nicht öffentliches Verzeichnis. Betreiber von Igelstationen, Igelpfleger und Igelschutzvereine können sich dort eintragen lassen.

Wann sollte man einen Igel in eine Igelstation bringen?

Ein hilfsbedürftiger Igel sollte immer in eine Igelstation gebracht werden. Zum einen kann er dort medizinisch versorgt werden und zum anderen haben die Menschen, die dort arbeiten ein sehr gutes Fachwissen über Igel und die gesetzlichen Betimmungen.

Die Pflege eines Igels nimmt nicht nur sehr viel Zeit in Anspruch sondern auch Platz. Es muss ein geeignetes Gehege vorhanden sein in dem der Igel artgerecht gehalten und ggf. auch überwintern kann.

Woran erkenne ich einen hilfsbedürftigen Igel?

BabyigelManchmal ist es auf den ersten Blick ersichtlich, dass Hilfe unbedingt nötig ist. Zum Beispiel durch Blut oder Fremdkörper am Igel. Fremdkörper können Draht, Schnur oder sonst etwas sein, in das er sich mal verfangen hatte. Es können aber auch Parasiten sein, mit denen der Igel übersäht ist. Dann sitzen auch noch oft die Fliegen auf dem Igel und legen ihre Eier ab. Gerade diese Fliegeneier kommen oft vor und müssen schnellstmöglich entfernt werden. Allerdings mit einer Pinzette und nicht mit Wasser. Diese Fliegeneier sind tödlich für das Tier, sobald die Maden schlüpfen!

Weitere Anzeichen können Eitergeruch oder Lahmheit sein.

Ist die hilfsbedürftigkeit nicht auf den allerersten Blick erkennbar, dann vielleicht auf den Zweiten. Denn kranke Igel haben ein auffälliges Verhalten. Sie laufen tagsüber herum und suchen nach Futter. Es kann auch sein, dass sie torkeln, einfach nur herum liegen und sich nicht wirklich einrollen wollen. Auch der Fundort und die Umstände können darauf hinweisen.

Einen zu mageren Igel erkennt man an einer Einbuchtung hinter dem Kopf und hervorstehenden Hüftknochen.

Oft sind bei kranken Igeln die Augen schlitzförmig und stehen gar nicht mehr so schön halbkugelig hervor.

 

Wichtig:
Auch gesunde Igel können tagsüber herumlaufen und einen Unterschlupf suchen, wenn beispielsweise durch Gartenarbeiten sein Igelnest zerstört wurde.

 

Findet man Igelbabys tagsüber außerhalb ihres Nests sind sie höchstwahrscheinlich verwaist. Die Mutter ist für Gewöhnlich tagsüber bei den Jungen und geht erst nachts auf die Jagd. 

Wie sind die Igel in der Igelstation untergebracht?

Die Räume in denen die Igelgehege stehen sollten vom Wohnraum getrennt sein. Es ist nicht sehr hygienisch die Gehege in der Wohnung zu haben und die Igel bekommen auch nicht die nötige Ruhe.

Da Igel Einzelgänger sind, müssen getrennt untergebracht werden. Das gilt auch für den Winterschlaf. Nur Mütter mit ihren Säuglingen sind dabei eine Ausnahme.

Das Gehege muss für den Igel unbedingt ein Versteck bzw. Unterschlupf vorsehen. Also ein extra Häuschen in dem er sich einnisten und verstecken kann.

Sehr wichtig ist es, auf die Hygiene zu achten. Die Gehege müssen täglich gereinigt werden um eine eventuelle Ausbreitung von Krankheiten unter den Igeln zu verhindern.

Wer darf eine Igelstation führen?

Immer mehr Menschen sind bereit Igel zu pflegen und sich um die Tiere zu kümmern. Diese Hilfe wird sehr gerne angenommen, muss aber unbedingt geordnet ablaufen. Es ist wichtig lieber weniger Igel Artgerecht zu pflegen als viele und die Aufgabe dann schlecht zu machen!

 

Wichtig:
Auch in menschlicher Obhut sind Igel Wildtiere und als solche zu behandeln!

 

Jemand, der eine Igelstation errichten möchte muss nicht nur die geeigneten Räumlichkeiten und Gehege für die Tiere bereitstellen, sondern sich auch mit den Rechtsvorschriften auskennen. Denn Igel dürfen nur vorübergehend, artgerecht und von qualifizierten Personen gepflegt und medizinisch behandelt werden.

Um eine anerkannte Igelstation zu betreiben muss diese genehmigt werden. Dazu sind die Vorschriften des Bundesnaturschutzgesetzes in Verbindung mit den einschlägigen Bestimmungen des Tierschutzgesetzes einzuhalten. Zudem hat jede Igelstation einen Tierarzt zu benennen.

Was ist der Unterschied zwischen einer Igelstation und einer Igelberatungsstelle?

In einer Igelberatungsstelle werden die Igel meist nur ambulant behandelt. Danach werden sie dann entweder direkt wieder in Freiheit entlassen oder an eine Igelstation übergeben.

Wie werden die Igel im Frühjahr wieder ausgewildert?

Die Igelstationen arbeiten eng mit den Igelfindern zusammen. Nachdem der Igel aus dem Winterschlaf erwacht ist und mit Zufütterung auf die "Wildnis" vorbereitet wurde, wird der Igelfinder in die Igelstation geholt. Seine Aufgabe ist es nun, den Igel wieder genau dort auszusetzen wo er ihn gefunden hat. Das ist deshalb so wichtig, weil Igel ein sehr gutes Ortsgedächtnis haben. Sie kennen in ihrem Revier alle Durchschlüpfe, Futterquellen und Verstecke. Finden sich daher sofort gut zurecht. Nur in Ausnahmefällen, wenn es an dem Fundort zu gefährlich für das Tier ist, muss leider ein neuer Lebensraum für ihn gefunden werden.

Wie sind die gesetzlichen Bestimmungen?

Nach dem Gesetz gehören Igel zu den besonders geschützten Tieren

 

Man darf Igel nicht

  • fangen oder in Besitz nehmen
  • kaufen oder verkaufen
  • verletzen
  • töten

 

Ebenso dürfen ihre Behausungen oder Zufluchtsorte nicht zerstört oder der Natur entnommen werden.

Zu diesen Bestimmungen gibt es Ausnahmen. Kranke, verletzte oder hilfsbedürftige Igel dürfen aufgenommen und gesund gepflegt werden. Sobald sie in Freiheit selbstständig überleben können müssen sie unverzüglich wieder frei gelassen werden.

Zu Bedenken ist hier auch, dass Igel im tiefsten Winter nicht zurück in die Natur entlassen werden können. Denn sie konnten sich zu gegebener Zeit keinen Unterschlupf zum überwintern suchen. Ist es schon kalt, ist es zu spät dafür. Man muss ihnen in Obhut den Winterschlaf ermöglichen.

 

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